Stadt schafft Platz für Flüchtlinge

Auch das Weberhaus mit 38 Zimmern stünde für Notfälle bereit.

Neue Westfälische vom 10. März 2022)
David Schellenberg

Nieheim. Wie viele Menschen aus der Ukraine Zuflucht in Nieheim suchen werden, kann bisher keiner sagen. Allerdings bereitet sich die Verwaltung auf ein großes Aufkommen vor und fürchtet, dass die bisherigen Kapazitäten nicht ausreichen könnten. Das erklärte Fachbereichsleiterin Sandra Elsner im jüngsten Familienausschuss. Die Stadt selbst verfüge aktuell über rund 20 freie Plätze, die sofort genutzt werden könnten. Weil diese aber auch für andere zugewiesene Flüchtlinge gebraucht werden, sucht die Stadt nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten.

Aufruf an die Bürger

Ein erster Aufruf der Stadtverwaltung an die Nieheimer Bürger sei schon sehr erfolgreich gewesen, berichtete Elsner. So habe die katholische Kirchengemeinde Pfarrhauswohnungen in Holzhausen, Eversen und Entrup angeboten – etwa 20 Menschen ließen sich hier unterbringen. Das Problem: Die Wohnungen sind leergeräumt, es fehlt jegliches Mobiliar. Deshalb habe die Stadt bereits begonnen, entsprechende Ausstattungen zu beschaffen.

Kirche bietet Räume

Gemeldet hätten sich aber auch schon einige Privatpersonen, bei denen aktuell ebenfalls etwa 20 Menschen unterkommen könnten. Die angebotenen Wohnungen seien fertig ausgestattet, „teilweise sind sogar schon die Betten bezogen“, so Elsner, die dankbar für die Hilfsbereitschaft ist. Aktuell stehen also etwa 60 Plätze sofort zur Verfügung. Gesucht werde natürlich weiter. Bürgerinnen und Bürger, die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen können, können sich gerne bei der Stadt Nieheim, Sandra Elsner, Tel. (0 52 74) 98 21 31, E-Mail: elsner@nieheim.de, melden.

Bisher ist übrigens erst ein ukrainischer Flüchtling in Nieheim offiziell angemeldet worden. Er ist bei Bekannten untergekommen.

Problem mit Weberhaus

Bekanntermaßen gibt es in Nieheim auch das leerstehende Weberhaus, das inzwischen im Besitz der koptischen Kirche ist. Es wurde während der Flüchtlingswelle 2014/2015 als Notunterkunft genutzt. „Das haben wir natürlich für den Notfall im Hinterkopf“, sagt Elsner. Immerhin 38 Zimmer stünden hier zur Verfügung, in denen jeweils rund vier Menschen Obdach finden könnten.

Ein erstes Gespräch zwischen Bürgermeister Johannes Schlütz und Bischof Anba Damian in Brenkhausen habe es bereits gegeben. Die koptische Kirche habe Bereitschaft signalisiert, die Gebäude zur Verfügung zu stellen. Im Familien- und Bildungsausschuss gab Sandra Elsner aber zu bedenken, dass im Weberhaus vor allem die Küchensituation problematisch sei. Hier müsste zunächst eine größere Küche mit ausreichenden Kochplätzen eingebaut werden. Mit entsprechenden Kosten. In den Jahren 2014/2015 waren in der 1962 eingeweihten Bildungsstätte, die seinen Namen dem Arzt und Politiker Friedrich-Wilhelm Weber (1813 bis 1894) verdankt, als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Seinerzeit war das bei den Anwohnern zunächst durchaus umstritten, weshalb das nie voll ausgelastete Haus schon im Sommer 2015 als Zufluchtsort aufgegeben wurde. 2018 erwarb es die koptische Kirche für einen nicht genannten Preis.