„Quelle von Kraft, Hoffnung und Lebensmut“

 Ökumenische Ansgar-Vesper in der ehemaligen Abteikirche von Corvey – EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus setzt auf die Bibel
Westfalen-Blatt vom 07. Februar 2023)

Von Harald Iding (Text und Fotos)

HÖXTER (WB). Die Heilige Schrift ist schon für den Benediktinermönch Ansgar im 9. Jahrhundert Antriebsfeder seiner Mission gewesen. Er gehörte zu den Mönchen aus Corbie, die das monastische Leben an der Weser begonnen haben. Er war zudem Leiter der Klosterschule der jungen Abtei. An den Chorgestühl-Dorsalen der Abteikirche von Corvey hat Ansgar einen Ehrenplatz unter den Persönlichkeiten des Weserklosters. Zur Ansgar-Vesper am Sonntag und zum 1200-jährigen Bestehen der Abtei hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, ebenso die Bedeutung der Bibel für den christlichen Glauben in ihrer Festansprache hervorgehoben.

Den besonderen Wortgottesdienst leitete Monsignore Dr. Michael Bredeck, Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn. Und Bischof Anba Damian vom Kloster in Brenkhausen beteiligte sich als Vertreter der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland ebenso gerne an dieser besonderen Ökumene.

Kurschus erhielt für ihre Worte großen Zuspruch: Es gab sogar Applaus nach ihrer Festpredigt von den vielen Gläubigen in der ehemaligen Abteikirche an der Welterbestätte Corvey, die noch bis November 2023 ihr 1200-jähriges Bestehen feiert.

Kurschus betonte, dass aktuell die allgemeine Verunsicherung in der Gesellschaft groß sei. „Selten waren so viele Menschen auf der Suche nach Halt und Orientierung in ihrem fragilen Leben“, sagte Kurschus. Die Heilige Schrift halte allerdings keine Patentrezepte für die schweren Krisen und Aufgaben der Gegenwart bereit . Auch Jesus Christus, „das menschgewordene Wort Gottes“, gebe keine eindeutigen Antworten an die Hand für die großen Fragen, die die öffentliche Diskussion beherrschten.

Dennoch lohne es sich, das „Buch der Bücher“ zu lesen, denn es verändere die Menschen, die dies tun, so die 59jährige Theologin. „Lassen Sie uns in Gemeinschaft miteinander bleiben – als orthodoxe, katholische, evangelische Christenmenschen“, so die EKD-Ratsvorsitzende.

Dr. Bredeck: „Einstehen für das Evangelium“

Der ökumenische Vespergottesdienst wird seit 1999 im jährlichen Wechsel in katholischen und evangelischen Kirchen gefeiert. Diözesanadministrator Dr. Michael Bredeck sagte dem WESTFALEN-BLATT: „Es gibt hier ganz viele alte Kirchen und Kirchengemeinden. Allerdings müssen wir realistisch annehmen, dass auch hier die Christen nach und nach in eine Minderheitenposition geraten werden. Aber das heißt nicht, dass sie nicht auch als kleinere Gruppe Salz der Erde und Licht der Welt sein können. Das Evangelium ist sehr wichtig für die Gesellschaft. Dafür sollten wir Christen einstehen!“