Monsignore Kurte aus Brakel hat Erzbischof Udo Bentz mitgewählt

Neuer Oberhirte besuchte schon Klöster Brenkhausen und Warburg
Westfalen-Blatt vom 24. November 2023)
Von Sabine Robrecht, Michael Robrecht und Ralf Benner

KREIS HÖXTER/PADERBORN (WB). Er hat den Erzbischof mitgewählt – und ist von der Vorstellung des neuen Oberhirten im Hohen Dom glücklich an seinen Dienstsitz in Brakel zurück gekehrt: Monsignore Andreas Kurte sieht die Kirche von Paderborn mit Dr. Udo Bentz auf einem guten Weg.

Das sagte der nicht residierende Domkapitular an diesem historischen Samstag dem WESTFALEN-BLATT. „Ich freue mich sehr, dass wir ihn haben.“ Der Geistliche wertet es auch als hoffnungsvolles Zeichen, dass der Hohe Dom zur Vorstellung und Bekanntgabe des neuen Erzbischofs nach 14 Monaten Sedisvakanz „so voll war wie zu Libori“.

Die vielen Gäste und auch die tausenden Zuschauerinnen und Zuschauer des vom Erzbistum eingerichteten Live-Streams erlebten im Dom einen neuen Erzbischof, der „erstmal als Hörender zu uns kommt“, sagt Domkapitular Kurte (59). Der neue Oberhirte habe die schwere Aufgabe, die Kirche zusammenzuhalten in einer Zeit, in der immer mehr Menschen nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen, währenddessen andere große Angst angesichts wegbrechender Traditionen haben.

Udo Bentz will Menschen mit ins Boot nehmen

„Ich glaube, dass wir mit dem neuen Erzbischof jemanden haben, der hinhören wird“, geht Andreas Kurte von einer Zugewandtheit zu den Menschen aus. Udo Bentz sei es ein Anliegen, die Menschen mit ins Boot zu nehmen – so wie er es bei seiner Ansprache im Dom zum Ausdruck gebracht hat: „Ich will wirklich ganz und mit all den Kräften, die mir gegeben sind, mit Ihnen hier im Erzbistum Paderborn ‚Gemeinsam Kirche sein‘!“

Eine Kirche könne nicht leben, wenn sie sich verschließe und sich selbst genüge, sondern werde ihrer Sendung vielmehr dann gerecht, wenn sie mit dem Evangelium Brücken in die Gegenwart der Gesellschaft baue, postulierte der künftige Erzbischof. Auch mit dieser Positionsbestimmung habe er zum Ausdruck gebracht, worauf es ankomme, betont Andreas Kurte gegenüber dieser Zeitung: „Wir müssen das Evangelium in die Welt holen – und zwar in die reale Welt, nicht in eine Scheinwelt.“ Auch im Sinne dieser zentralen Aufgabe sei die Personalentscheidung für den Weihbischof und Generalvikar des Bistums Mainz „ein ermutigendstes Zeichen“.

14 Frauen und Männer bei Vorgespräch dabei

Veränderungsprozesse wie das von seinem Vorgänger Hans-Josef Becker initiierte Zukunftsbild und die Perspektive für die Jahre 2030+ habe Udo Bentz im Bistum Mainz angestoßen und mitgestaltet, erläuterte Andreas Kurte. In Paderborn könne er jetzt daran anknüpfen und – was sehr zu begrüßen sei – „mit dem Blick von außen seine eigene Note einbringen“.

„Hardliner oder Reformer?“ In keine der beiden Klischee-Schubladen lasse sich der neue Würdenträger pauschal einordnen. „Ich erlebe ihn im guten Sinne als Brückenbauer. Das ist genau das, was wir brauchen“, sagt Kurte. „Einen Schilfhalm im Wind haben wir nicht“, verwies der Domkapitular auch auf die Videobotschaft des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf zur Ernennung seines scheidenden Generalvikars und Weihbischofs: Kohlgraf gratulierte den Paderbornern und kündigte ihnen an, dass sie einen Erzbischof bekommen, „der mit Weitsicht agiert und der Konsequenz hat. Der weiß, was ansteht“.

Die Personalie Dr. Udo Markus Bentz hat viele Menschen im Erzbistum überrascht. Der Pfälzer hat in Paderborn und im gesamten Bistum einen ermutigenden ersten Eindruck hinterlassen. Andreas Kurte würdigt ausdrücklich, dass der neue Oberhirte vor seiner öffentlichen Vorstellung am Samstagmittag nicht nur mit den 14 Herren des Domkapitels, die ihn gewählt hatten, zusammentraf. Er wollte ganz bewusst auch die 14 Frauen und Männer aus Gemeinden des Erzbistums kennenlernen, die an der Namens-Vorschlagsliste für den Vatikan mitgearbeitet hatten. Das Gespräch mit ihnen war Udo Bentz ein Anliegen – ganz im Sinne seines Selbstverständnisses, gemeinsam Kirche zu sein.

Corvey freut sich auf Besuch des Erzbischofs

Ein Baustein dieser Kirche ist das Weltkulturerbe Corvey. Auch dieses wird der neue Erzbischof sicher bald besuchen. Zu seiner dann früheren Wirkungsstätte, dem Bistum Mainz, gibt es eine Verbindung: Der Mainzer Bistumsheilige, St. Martin, war auch der Schutzpatron des 815 gegründeten Corveyer Vorgängerklosters Hethis. Am nachfolgenden Klosterort an der Weser erinnert eine Reliquie des Heiligen und Bischofs von Tours an diese Wurzeln. Corvey freut sich auf den Besuch des neuen Erzbischofs.

Dr. Udo Markus Bentz war schon 2017 mit einer Gruppe im Koptischen Kloster Brenkhausen zu Gast. Koptenbischof Damian (68) zeigte sich gegenüber dem WB überrascht von der Wahl des Mainzer Weihbischofs zum Erzbischof in Paderborn. Er werde dem neuen Oberhirten, so bald es geht, persönlich zur Wahl gratulieren. „Ich hoffe, wir werden eine so gute ökumenische Beziehung mit dem Erzbischof haben wie mit seinem Vorgänger Hans-Josef Becker, der uns Kopten immer unterstützt und auch hier im Kloster besucht hat“, sagte Damian. Er werde ihn nach Brenkhausen einladen und ihm in Paderborn auch persönlich gratulieren.
Im Sommer 2017 mit Gruppe in Brenkhausen

Von seinem Brenkhausen-Besuch im Sommer 2017 berichtet Dr. Udo Bentz in einer im Internet veröffentlichten Ansprache während einer Tagung. Bischof Damian sagte, dass vor sechs Jahren tatsächlich eine Besuchergruppe des Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik aus Paderborn in Brenkhausen gewesen sei. Der neue Erzbischof müsse auf dieser Fahrt, die auch beim syrisch-orthodoxen Kloster in Warburg einen Halt einlegte, Brenkhausen besichtigt haben. Er selbst habe ihn bei dem Termin persönlich aber nicht getroffen.

Mit Blick auf die ökumenischen Beziehungen des neuen Erzbischofs zu den orthodoxen Kirchen sei seine Berufung eine gute Wahl. Er habe Hochachtung vor der Entscheidung des Domkapitels – auch weil in Paderborn selbst viele hervorragende Weihbischöfe und verantwortliche hohe Geistliche immer auch natürliche Kandidaten für den Erzbischofsstuhl gewesen seien.

Dechant Pieper begrüßt Wahl

Pfarrer Gerhard Pieper (57), Leiter des Pastoralen Raumes Warburg und Dechant im Kreis Höxter, bezeichnet die Wahl von Dr. Udo Markus Bentz als „absolut gut – kurz und knapp ausgedrückt: Gütesiegel A +++“. Er sei von dessen Wahl positiv überrascht worden: „Diesen Namen hatte ich so nicht auf dem Schirm.“ Paderborns zukünftiger Erzbischof habe ihn bei seiner Präsentation im Dom „sehr überzeugt“. Dr. Udo Markus Bentz sei dabei„ sehr achtsam in seiner Wortwahl gewesen“, insbesondere mit Blick auf die Arbeit der Ehrenamtlichen und Laien in der Kirche. Dass mit Benz nun ein Geistlicher von außen kommt, tue dem Erzbistum Paderborn sehr gut, ist Dechant Gerhard Pieper überzeugt. Er hoffe, dass dessen Amtszeit von Offenheit, Dialog und Verständnis geprägt sei, damit die Kirche sich wieder mehr auf die Menschen zu bewegt, so der Geistliche aus Warburg.

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