Kopten seit 30 Jahren im Kloster
20. April 2023
Anlässlich des Jubiläums findet der koptisch-ökumenische Jugendkirchentag
in Kloster in Brenkhausen statt. Was es alles zu feiern gibt.
(© Neue Westfälische vom 22./23. April 2023)
Nicole Fischer
Brenkhausen. Seit 30 Jahren gibt es das koptisch-orthodoxe Kloster der Heiligen Jungfrau Maria und des Heiligen Mauritius in Brenkhausen. Das soll im Sommer gefeiert werden. Vom 25. bis 27. August findet der 21. koptisch-ökumenische Jugendkirchentag im Kloster Brenkhausen statt. Damit soll nicht nur das Jubiläum, sondern auch die Fertigstellung der Sanierungs- und Restaurationsarbeiten gefeiert werden. Die Kopten sind die ursprünglichen Christen Ägyptens und führen ihre Gründung auf den heiligen Apostel und Evangelisten Markus zurück. Das Kloster Brenkhausen wurde um 1240 gegründet. Zunächst wurde es von Zisterzienserinnen und später von Benediktinerinnen bewohnt. Nach der Säkularisation im 19. Jahrhundert stand es viele Jahre leer und war dem Verfall preisgegeben. 1993 erwarb die Koptisch-Orthodoxe Kirche das Gebäude. Der Vertrag wurde zwei Tage vor Weihnachten des Jahres unterzeichnet. Unter der Leitung von Bischof Anba Damian wurde es seitdem denkmalgerecht saniert.
Der Vertrag wurde zwei Tage vor Weihnachten unterzeichnet
Die erste Feier der eucharistischen Liturgie im Ritus der koptisch-orthodoxen Kirche wurde am 29. Januar 1994 im Kreuzgang (Südflügel) gefeiert. Noch im selben Jahr – im August – wird die Baugenehmigung für den ersten Bauabschnitt im Sanierungsvorhaben erteilt. Seit Beginn der ersten Verhandlungen betreut das Architektenehepaar Anne und Claus Nagel die Baumaßnahmen. Einen Monat später erfolgt die Installation der Wasser- und Kanalisationsanschlüsse sowie die Verlegung der Telefon- und Gasleitungen durch die Stadt Höxter. Denn zuvor gab es dort keinen Strom, kein Wasser und kein Telefon. Zur Toilette musste man über den Innenhof ins katholische Gemeindehaus.
1996 startete die nächste große Maßnahme: 280 Fenster mit Sprossen und Doppelverglasung wurden eingebaut, ebenso wie der Marmoraltar und das Taufbecken durch Steinmetz Naser aus Giza. Ein Jahr später wurde der Ikonostase (die Ikonenwand) zwischen Altarraum und Hauptschiff der Klosterkapelle eingebracht. Es folgten mit den Jahren Schmiedearbeiten unter anderem an den Türen der Klosterkapelle, des Innenhofs und des Westflügeltors sowie die Anfertigung der Balustraden für die Barocktreppe. Während der Sanierung engagierten sich auch zahlreiche ehrenamtliche Helfer im Rahmen verschiedenster Initiativen und Projekte. Einen wesentlichen Teil der Sanierung waren die Lehm- und Putzarbeiten, wobei hier die Lehmziegel nach alt bewährter Tradition hergestellt wurden. 2008 ist bereits mehr als die Hälfte der Kloster-Sanierung geschafft. Im Laufe der weiteren Jahre wurden der Nordflügel saniert, neue Sanitäranlagen und Gästezimmer gebaut sowie ein Medienraum für Veranstaltungen und Vorträge errichtet. Außerdem wurden die Wände immer wieder mit Malereien und Ikonenzeichnungen versehen. Auch ein Klosterweg wurde angelegt und der Keller als Gemeinderaum im Südflügel ausgebaut. Im Gartenbereich wurden offene Mauersegmente zugemauert. Als geheiligtes Schmuckstück entstand eine Kapelle von Grund auf neu.
2001 wurde der Klosterladen eröffnet, dort können Kreuze, Ikonen, ägyptisches Kunsthandwerk und Gewürze sowie viele kleine Unikate und Geschenkideen gekauft werden. Daneben gibt es eine große Auswahl an Literatur über die koptische Kirche und Liturgie. Drei Jahre später wurde das Bibelmuseum eröffnet. Die Dauerausstellung im ersten Geschoss des Westflügels zeigt Bibeln in mehr als 50 Sprachen, Bilder- und Kinderbibeln, historische Bibeln aus mehreren Jahrhunderten, illustrierte Bibeln sowie einige Heilige Schriften anderer Religionen.
Am 1. Mai 2019 wird das erste Restaurant der Koptisch-Orthodoxen Kirche weltweit im Gästehaus St. Markus gegenüber dem Kloster eröffnet. 2022 startet der Bau des Klostergartens. So wurde nicht nur das Gebäude rundum erneuert, sondern mit dem Einzug der koptisch-orthodoxen Gemeinde auch neues Leben eingehaucht. Heute ist das Kloster eine ökumenische Begegnungsstätte sowie ein Ausflugsziel und renommierter Tagungsort.
30 Jahre nach dem Start des koptisch-orthodoxen Klosters in Brenkhausen soll das mit zahlreichen Jugendlichen und weiteren Gästen gefeiert werden. Der Kirchentag steht unter dem Motto der Freude: „Seid allezeit fröhlich“ (1. Thessalonicher 5,16) und der Schirmherrschaft von Papst Tawadros II. „Denn einer der größten Gaben des Heiligen Geistes ist die Freude. Wir erwarten annähernd an die 1.000 Jugendliche sowie hochrangige Politiker und hohe geistliche Würdenträger, Metropoliten, Bischöfe, Erzpriester, Mönche, Nonnen und viele ehrenamtliche Mitarbeiter“, freut sich Bischof Anba Damian auf das Großereignis.
Der Kirchentag steht unter dem Motto der Freude: „Seid allezeit fröhlich“
Zum Jugendkirchentag werden zahlreiche Gottesdienste, Vorträge, Workshops und Begegnungen angeboten. Außerdem sind Aktionen und Aktivitäten für christliche Jugendliche aus ganz Europa geplant. Die Gestaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Unicef-Organisation Höxter, erklärt Bischof Anba Damian. Freude und Hoffnung, Liebe und Trost, Glaube und Besinnung sowie Dankbarkeit und Frieden werden als Themen im Vordergrund stehen.
„Wir möchten dieses Festwochenende nutzen, um den positiven Blick auf die Dinge im Leben und in der Welt zu richten, ohne aber unsere Augen vor aktuellen Problemen zu verschließen“, so der Bischof weiter. Insbesondere gehe es um ein gemeinschaftliches Beisammensein mit interreligiösen Begegnungen, die auf fruchtbarem Boden weiter gedeihen sollen. „Nach mehreren Jahren, die von persönlichen Entbehrungen, sozialer Isolation, Pandemien, Klimakrisen, Katastrophen und Kriegen gekennzeichnet waren und sind, möchten wir in einem freundlichen und lockeren Ambiente allen Teilnehmern einen Lichtblick voller Herzlichkeit mit auf ihren Weg geben“, so Anba Damian.