Kopten gründen Bistum

Bischof Anba Damian feierlich inthronisiert

Westfalen-Blatt vom 02. Juli 2013
Von Iris Spieker-Siebrecht

Brenkhausen (WB). Bischof Anba Damian, Abt des koptisch-orthodoxen Klosters in Brenkhausen und bisheriger Generalbischof der 6000 Kopten in Deutschland, ist am Samstag als Diözesanbischof des »Bistums Höxter und Umgebung« inthronisiert worden. 300 Gäste aus Ägypten, verschiedenen europäischen Ländern und Deutschland nahmen an der Zeremonie teil.

Hohe, trillernde Rufe der Frauen – ein traditionelles Zeichen der Freude – Klatschen und Gesang begleiteten Bischof Damian und die anderen Würdenträger in die Kirche des koptischen Klosters. Der festlich geschmückte Raum war zu klein für die vielen Gäste. Dicht gedrängt saßen und standen die kirchlichen Wegbegleiter und Freunde des beliebten Bischofs. Es war ein perfektes Abbild gelebter Ökumene: koptisch-orthodoxe, katholische, evangelische und syrisch-orthodoxe Männer, Frauen und Kinder waren in der Freude vereint.

Nach dem Einzug folgten Weihrauchgebet, Fürbitten, Lesungen und Evangelium, traditionell in der koptischen Sprache. Die eigentliche Inthronisation, also die Besteigung eines prunkvoll geschnitzten, erhöhten Thrones mit Baldachin und Jesus-Bild geschmückt, wurde Stufe für Stufe mit Gebeten und Geboten begleitet. Jeder der anwesenden Bischöfe erhob sich zu einem persönlichen Gebet und geleitete den Bischof so symbolisch zu seiner neuen Position. Schließlich nahm Anba Damian auf dem erhöhten Sessel Platz und die anderen Bischöfe überbrachten ihre guten Wünsche und Gratulationen.

Besondere Beachtung fand die Ansprache Bischof Michaels aus Kröffelbach in Hessen. Er vertritt eine der ersten Gemeindegründungen in Deutschland und war laut Bischof Damian sein »geistiger Ziehvater«. In einer weiteren Zeremonie wurde Bischof Michael in Kröttelbach zum Bischof für das dortige neu entstehende Bistum inthronisiert.

Mit der Bildung dieser beiden Bistümer bekommt die koptische Kirche einen neuen rechtlichen Status gegenüber der ägyptischen Mutterkirche. »Wir haben mehr Freiheit und Selbstständigkeit erlangt, und ich kann nun in Deutschland als höchste Autorität nach Papst Tawadros II. Entscheidungen bezüglich Ökumene oder Weihen, aber auch Kauf- und Bauentscheidungen frei treffen«, erklärte Damian im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.

Er betonte, dass die Gründung zweier Bistümer keine Teilung, sondern eine Bereicherung bedeute. »Die Bistümer sind eine Einheit und ergänzen sich in Kooperation und Harmonie.« Auch Landrat Friedhelm Spieker gehörte zu den Gästen und betonte die Bedeutung des Koptischen Klosters für die Region und die gute Zusammenarbeit mit Bischof Damian. Beim anschließenden Festmahl feierten die Gäste diesen für die koptische Kirche in Deutschland bedeutsamen Tag. In die Feierlichkeiten mit Trommeln, Tanz und Gesang mischten sich immer wieder auch leise Töne der Besorgnis bezüglich der brisanten politischen Lage in Ägypten. Fast jeder der Anwesenden hat Freunde oder Verwandte in dem Land, in dem erneut Zusammenstöße zwischen Regierung und Opposition erwartet werden.