Bischof Anba Damian stellte die koptische Kirche in St. Kilian in Schötmar vor. Fotos: Pastoraler Raum Lippe-West

In der Nachfolge des heiligen Markus

Der koptische Bischof Anba Damian war im Pastoralen Raum Lippe-West zu Gast und berichtete dort über die Geschichte und aktuelle Situation der Kopten, die unter Verfolgung leiden. Die ökumenische Begegnung diente auch der Vorbereitung auf eine Ägypten-Reise des pastoralen Raumes.

Der Dom vom 05. März 2023)
Birgit Glückert

Bad Salzuflen. Eine ganz besondere ökumenische Begegnung gab es kürzlich in der katholischen Gemeinde St. Kilian in Schötmar. Bischof Anba Damian, Generalbischof der koptischorthodoxen Kirche in Deutschland mit Sitz im Kloster Brenkhausen bei Höxter, war einer Einladung von Diakon Adrian Koczy gefolgt. Ursprünglich gedacht als Vorbereitung einer Gruppe aus dem Pastoralen Raum LippeWest auf die im März geplante Ägypten-Reise, war der Nachmittag schließlich offen für alle, die sich über das Leben koptischer Christen in ihrem Heimatland Ägypten und in Deutschland informieren wollten.

Noch vor dem Eintreffen des Bischofs waren Mitglieder der koptischen Gemeinde gekommen, um die rund 80 Personen, die sich im Pfarrzentrum in der Otto-Hahn-Straße eingefunden hatten, kulinarisch auf Ägypten einzustimmen. Zwei Meisterinnen ihres Fachs hatten eine imposante Vielfalt und Menge an Gebäck und Torten nach ägyptischen Rezepten vorbereitet.

Während seine Zuhörer es sich schmecken ließen, berichtete Bischof Damian sehr lebendig aus der Geschichte der Kopten in Ägypten. Wohl kaum einem der Anwesenden war bewusst, dass die Ursprünge laut Bischof
Damian im weitesten Sinne auf die Jahre zurückgehen, die Maria, Josef und das Kind Jesus nach der Flucht vor Herodes in Ägypten verbracht hatten. Im Gegensatz zu der katholischen Kirche gründe sich die koptische Kirche nicht auf den Stuhl Petri, sondern auf die Nachfolge des Evangelisten Markus, der nach der Kreuzigung Jesu nach Ägypten gezogen war und dort auch den Märtyrertod fand. Bis
zur Ausbreitung des Islam in der arabischen Welt im 7. Jahrhundert sei Ägypten überwiegend christlich geprägt gewesen, sagte der Bischof. Erst um das Jahr 1000 kippte das Verhältnis
der Religionszugehörigkeit der Bevölkerung zugunsten des Islam.

Heute gehören nur noch weniger als 20 Prozent der Bevölkerung der koptischen Kirche an. In der Gesellschaft nehmen Christen in Ägypten trotz gesetzlicher Gleichstellung eine absolute Randposition ein und gelten
als nahezu rechtlose Außenseiter, berichtete Bischof Damian. Wegen der damit verbundenen schlechten Lebensperspektive wandern immer mehr Menschen aus, sodass sich überall auf der Welt und somit auch in Deutschland neue koptische Gemeinden entwickeln. Aktuell nutzt die örtliche koptische Gemeinde als Gast Räumlichkeiten einer evangelischen Gemeinde in Bielefeld, doch die Gemeindemitglieder
träumen von einem eigenen Gotteshaus. Um die Verwirklichung dieses Traumes zu unterstützen, waren die Anwesenden zu großzügigen Spenden bereit. Verknüpft mit dem Bericht über aktuelle Lebensbedingungen und die Kultur in Ägypten gab Bischof Damian auch viele Tipps für eine Reise in sein Heimatland.

Höhepunkt und Abschluss der Begegnung war der ökumenische Gottesdienst in der St.-Kilian-Kirche, zu dem insgesamt fast 100 Teilnehmer gekommen waren. Unter Leitung von Bischof Damian, Pastor Johannes Lukaszczyk, der als geistlicher Begleiter der Gruppe aus dem Pastoralen Raum LippeWest mit nach Ägypten reisen wird, und Diakon Adrian Koczy gestalteten und feierten Kopten und Katholiken gemeinsam einen Gottesdienst, der Elemente beider Konfessionen enthielt. So erklangen erstmals in St. Kilian koptische Liturgiegesänge, vorgetragen von einem koptischen Priesteranwärter, und die
Fürbitten wurden sowohl in Deutsch als auch Arabisch gebetet. Begleitet wurde der Gottesdienst von der Musikgruppe „Kehrvers“ mit Liedern, die die Bedeutung von Frieden, Gemeinschaft und Versöhnung
hervorhoben.