Höxters Bischof wird Metropolit
Der Koptische Papst ehrt Anba Damian auf besondere Weise, die ihn zu Tränen rührte.
Seine Aufgabe beschreibt er aber weiterhin als „Vater“. Und er sei ein Dorfmensch geworden.
(© Neue Westfälische vom 02. Dezember 2025)
von Simone Flörke
Brenkhausen/Kairo. Wie er denn künftig angeredet werden möchte, das ist eine der ersten zu klärenden Fragen im Gespräch. „Eure Eminenz?“, wie es offiziell heißt. „Ich mag Anba Damian“, antwortet der 70-Jährige. „Anba heißt Vater.“ So möchte er auch weiterhin genannt werden, erklärt er weiter. Und spricht später noch einmal davon, dass ein Vater ein Vater bleibe – „ewiglich“. Und man ihn nicht von seinen Kindern trennen könne. Der bisherige Bischof, der im koptischen Kloster in Brenkhausen seit 30 Jahren seine Heimat gefunden und dort das Zentrum der Koptischen Kirche in Deutschland aufgebaut hat, hat eine hohe Ehrung vom Koptische Papst Tawadros II. bekommen: Er wurde jetzt in Kairo in einer feierlichen Zeremonie zum „Metropoliten“ erhoben. Einer von weltweit rund 20, sagt er. Was ihm das bedeute, wie er die Feier erlebte und welches seine Aufgaben sind, das erklärt er im Gespräch mit der NW.
Wer in diesen Tagen zum Kopten-Kloster nach Brenkhausen fährt, der kann die Willkommenstransparente nicht übersehen, die im Dorf, am Eingang und auf dem Gelände stehen. Seine Gemeinde – rund 20.000 koptische Christen leben in Deutschland – haben Anba Damian nach der Rückkehr aus Kairo willkommen geheißen. „Eine außerordentliche Welle der Freundlichkeit, Herzlichkeit, Liebe, Gratulation.“ Die Glückwünsche seien aus der ganzen Welt gekommen. Anba Damian ist stolz und demütig zugleich. Und dankbar, dass sein Dienst, in dem er 30 Jahre den „Samen der Liebe gesät“ habe, nun die Früchte trage. „Ich habe immer die Gemeinsamkeiten der Konfessionen gesucht, nie die Unterschiede. Ich habe nie Fehler mit der Lupe bei anderen gesucht, sondern wollte von ihnen lernen und mit ihnen kooperieren.“
Bereits im Mai habe es bei einer synodalen Sitzung viele Gerüchte um seine Person gegeben, erinnert sich Anba Damian mit einem Schmunzeln. „Wahrscheinlich, um die Reaktionen auszuloten.“ Der Brief mit der endgültigen Entscheidung von Papst Tawadros II. kam dann neun Tage vor der Ernennung. „Die Worte haben mich sehr berührt, weil sie sehr persönlich waren. Ich musste weinen – voller Freude“, sagt der 70-Jährige. Damit kam auch die Einladung zur Zeremonie in der St.-Markus-Kathedrale in Abbassia (Kairo). Ein paar Tage vor dem Datum sei er bereits hingeflogen, berichtet Anba Damian. „In mein Heimatkloster.“ Doch schon für den nächsten Tag kam die Einladung des Papstes in eine neue Bildungseinrichtung in der westlichen Wüste von Ägypten. Das sei ihnen vorgestellt worden, schließlich werde dort der Weltkirchenrat mit 500 Gästen abgehalten werden. Zurück in Kairo dann der Besuch des Theaters. Und schließlich kam Anba Damian wieder zurück in sein Heimatkloster. Kleine Gottesdienste, Spaziergänge, der Besuch des Beichtvaters, um sich auf die große Feier vorzubereiten. Die ging in der Kathedrale schon morgens um 7 Uhr los. Anba Damian war einer von fünf Bischöfen, die an dem Tag zu Metropoliten erhoben wurden. Überraschung: Einer der vier anderen war sein Mitbruder Bischof Johannes, den er noch aus Novizen-Zeit im Heimatkloster kennt. Anba Damian schüttelt den Kopf: „Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.“ Wie die Zeremonie ablief? „Der Papst legt uns das Kreuz auf das Haupt, dann bekommen wir die Gewänder, den Mantel und die Mitra.“ Es wurden Fürbitten und Gebete gesprochen. Bis etwa bis 12 Uhr mittags, danach waren alle mit ihren Gästen in einem Gästezentrum des Papstes zum Mittagessen eingeladen. Auch Anba Damian hatte rund 15 Gäste dabei, unter anderem den deutschen Botschafter in Ägypten.
Und was bedeutet nun der Titel Metropolit für ihn? „Ich bin, wie ich bin. Ich bin ein Diener und bleibe ein Diener“, antwortet er. Zu seinen Aufgaben gehöre nun die beratende Funktion der Mutterkirche, die internationale Repräsentation im öffentlichen Leben, die ökumenische Begegnung und die Arbeit für die Einheit der Kirche. Viele Menschen aus der gesamten Diözese Norddeutschland hätten ihn nach der Rückkehr in Brenkhausen empfangen. Anba Damian ist gerührt: „Das hat mich sehr berührt. Ich war überwältigt.“ In der Kirche habe man gemeinsam ein Dankgebet gesprochen und zusammen gefrühstückt.
Wird er denn auch als Metropolit weiterhin in Brenkhausen bleiben? Die Antwort kommt kurz, präzise auf den Punkt gebracht: „Ich liebe Brenkhausen. Ich liebe das Kloster hier. Ich fühle mich wohl. Ruhe und Frieden.“ Und dann schmunzelt er: „Ich bin ein Dorfmensch geworden.“ Einer, der schon wieder Pläne hat: Sein allererster Auftrag laute, zu Lebzeiten Gutes zu tun. Dann wolle er sich dafür einsetzen, dass die Koptische Kirche in Deutschland als solche anerkannt werde. Bislang habe man den Status eines eingetragen gemeinnützigen Vereins. Und drittens geht es ihm um die Hilfe für ältere und behinderte Menschen. Für sie möchte er am Markushaus in Brenkhausen einen Anbau, ein Hospiz errichten lassen. „Diese drei Themen beschäftigen mich“, sagt er. Und wer ihn kennt, der weiß, dass es noch viele Themen mehr sind.


