Höxters Bischof geht in die Luft
24. Juni 2024
Flugplatz Höxter-Holzminden in Brenkhausen feiert sein 50-jähriges Bestehen. Tausende Besucher sind beim großen Fly-In auf dem Räuschenberg dabei.
(© Neue Westfälische vom 24. Juni 2025)
Von Burkhard Battran
Brenkhausen. Das nennt man, die Gelegenheit beim Schopfe fassen. „Das ist eine spontane Chance, dass ich mir unser Kloster einmal aus der Luft ansehen kann”, sagt Kopten-Bischof Anba Damian vom koptischen Kloster in Brenkhausen. Dann setzte er auch schon den Helm auf und startete mit Hubschrauberpilotin Iris Zwiehoff in die Luft.
Die Fluglehrerin betreibt auf dem Verkehrslandeplatz Höxter-Holzminden, wie der Flugplatz in Brenkhausen auf dem Räuschenberg offiziell heißt, eine Flugschule für Tragschrauber. Dort bietet sie Ausbildungskurse und Rundflüge im Gyrocopter an. Ein Gyrocopter oder Tragschrauber ist etwas ganz anderes als ein Hubschrauber.
Beim Gyrocopter dreht sich der Rotor allein durch den Fahrtwind und erzeugt so den Auftrieb. Der Motor des Gyrocopters dient allein dem Vortrieb. Beim Helikopter wird der Rotor von einem Motor angetrieben, der sowohl für Auftrieb als auch für die Steuerung sorgt. „So ein Gyrocopter ist ein sehr sicheres und leicht zu bedienendes Fluggerät”, sagt Pilotin Zwiehoff. Selbst bei einem Motorausfall bleibt der Gyrocopter durch die automatische Drehung des Rotors in der Luft und lässt sich sicher landen.
„Diese Veranstaltung zu stemmen ist eine große Herausforderung“
Am Wochenende standen die Rotoren von Iris Zwiehoffs Gyrocoptern kaum still. Der Flugplatz auf dem Brenkhäuser Räuschenberg feierte mit einem großen Fly-In sein 50-jähriges Bestehen. Tausende Menschen wollten dabei sein, wie im Minutentakt Flugzeuge aller Art dem kleinen Airport im Weserbergland einen Besuch abstatteten.
Darunter viele Oldtimer der Lüfte. So auch eine Antonov aus den 60er-Jahren. Das 13 Meter lange Fluggerät ist der größte einmotorige Doppeldecker der Welt. Ein paar Jahre jünger als die Antonov, aber eine Rarität am Flughimmel war auch der Besuch einer Bronco aus dem Flugzeug-Veteranenbestand der Bundeswehr. Es handelt sich um ein für die Bundeswehr modifiziertes Modell des amerikanischen Flugzeugherstellers Rockwell. Bis 1990 waren 20 Jahre lang 18 Stück davon bei der Luftwaffe im Einsatz. Es handelt sich bei der Bronco um ein leichtes, bewaffnetes Aufklärungsflugzeug, das auch als kleines Fracht- und Schleppflugzeug genutzt werden konnte.
Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Zahl der Flugbewegungen des Fly-Ins am Räuschenberg sich mit den Starts und Landungen der großen Flughäfen in Düsseldorf und Frankfurt messen könnten. 13.200 Starts und Landungen gab es im letzten Jahr auf dem Räuschenberg. Zum Fly-In waren es am Tag so viele wie sonst in einem Monat. „Diese Veranstaltung zu stemmen ist eine große Herausforderung, aber es macht uns auch außerordentlich stolz, dass das Interesse an unserem Verkehrslandeplatz so groß ist”, sagte der Vorsitzende des Luftsportvereins Nikolaus Müller. Mehr als die Hälfte der Rund 100 Mitglieder waren für das Wochenende als Helfer im Einsatz.
Der Verein ist der Betreiber des Flugplatzes, der vor 50 Jahren mithilfe britischer Pioniere ausgebaut worden war. Seit den 1930-er Jahren wurde am Räuschenberg dem Segelflug gefrönt. Die Briten aber legten eine asphaltierte Landebahn an und bauten eine Tankstelle. Sie sahen in dem kleinen Flugplatz im Weserbergland eine wichtige strategische Funktion im Zusammenhang des damaligen Kalten Kriegs des Westens mit der Sowjetunion.
„Dieser Flugplatz steht heute für die Verbindung von Menschen, aber es braucht auch viel ehrenamtliches Engagement, um hier den Betrieb lebendig zu halten”, lobte Bürgermeister Daniel Hartmann die Arbeit des Vereins. „Dieser Flugplatz ist auch ein Freizeit- und Ausflugsziel, das weit über die Fliegerei hinausgeht”, betonte der Bundestagsabgeordnete Christian Haase.
Volker Engelmann, Präsident des Dachverbands Aeroclub-NRW hob die Bedeutung des Flugplatzes die Luftfahrt insgesamt hervor. „Ein solcher Flugplatz ist für viele Menschen der Einstieg in eine berufliche Karriere in der Luftfahrtbranche und befördert auch die Wissenschaft bis hin zur Aeronautik”, sagte Engelmann. Der Aeroclub-Präsident zeichnete den Luftsport-Vorsitzenden Nikolaus Müller für seine besonderen Verdienste für den Flugsport mit der Silbernen Ehrenplakette des Deutsche Aeroclub aus. In Deutschland gibt es rund 90.000 Luftsportler, in NRW hat der Aeroclub 10.000 Mitglieder.