Frauen frühstücken beim Bischof

16. Oktober 2023

(© Gemeindebrief August – September – Oktober 2023)
Ev.ref. Kirchengemeinde Langenholzhausen

Das Koptische Kloster in Brenkhausen bei Höxter war das Ziel am 06. Juni. Herzlich und sehr freundlich wurden wir von dem so unkomplizierten Bischof Anbar Damian empfangen. Er ließ es sich auch nicht nehmen, uns persönlich nach Wunsch mit Cappuccino und Gebäck zu bedienen. Vor der Führung durch „sein Haus“ gab er einige Informationen über die Geschichte des Klosters. Im 13.Jh. ließen sich unter Abt Hermann von Corvey Zisterzienserinnen in dem Kloster nieder und es erlebte eine wechselvolle Geschichte. Nach vielen Höhen und Tiefen und den Folgen des Dreißigjährigen Krieges wagten es erst nach dem westfälischen Frieden Benediktinerinnen mit dem Wiederaufbau und der Umgestaltung zu einer Barockanlage

Mit der Säkularisierung 1803 wurde dem klösterlichen Leben ein Ende gesetzt. Schließlich wurde das Kloster 1970 vom Land NRW übernommen. Nach der Revolution von Nasser 1952 kamen die ersten Kopten nach Deutschland, weil ihr Leben zu vielen Schikanen ausgesetzt war. Bischof Damian erklärte uns auch, dass „Kopten“ nicht anderes sind als Ägypter und dass im koptischen Glauben noch Elemente der pharaonischen Kultur spürbar sind. Die christliche Welt habe der ägyptischen Kirche viel zu verdanken, und vieles aus der koptischen Theologie sei auf die Christenheit ausgestrahlt.

Zudem wird Ägypten im Alten Testament über vierhundertmal erwähnt und war auch der Zufluchtsort der Heiligen Familie, um vor der Verfolgung durch Herodes sicher zu sein. Sechs Monate rastete sie in der geographischen Mitte Ägyptens, wobei das Jesuskind auf einem Stein schlief. Damit war der Stein gesegnet, wodurch sich die Prophezeiung aus Jesaja 19,19 erfüllte, dass es mitten in Ägypten einen Altar für den Herrn geben werde. Die koptisch-orthodoxe Kirche ist auch der Ursprung des Mönchtums.

Nach einem Abkommen zwischen Deutschland und Ägypten, wonach junge Ägypter eine technische Ausbildung absolvieren durften, kamen 1960 weitere Kopten nach Deutschland.

In Ägypten leiden die Kopten unter dem Islam, sie gelten als Bürger zweiter Klasse, so der Bischof, finden keine Gleichberechtigung auf dem Arbeitsmarkt und sind dadurch häufig arbeitslos. Wer aber arbeitslos ist, darf nicht heiraten und kann keine Familie gründen. Schwierig ist für sie auch das bestehende Scharia-Recht, wonach kein Moslem für ein Verbrechen an einem Christen bestraft werden könne. Die wegen ihres christlichen Glaubens geflüchteten Ägypter waren froh und dankbar, für nur „eine symbolische Mark“ ein so großes Gebäude quasi geschenkt zu bekommen.

Nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages im Dezember 1993 und der Schlüsselübergabe sah man, welche Mammutaufgabe vor ihnen lag. Ende 1994 setzten die Sanierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude ein. „Glücklicherweise verfügen wir ägyptische Kopten über Kenntnisse, wie man aus Nilschlamm Lehmputz herstellt“, berichtete Bischof Damian. „Hier haben wir den Mörtel aus Weserschlamm und den entsprechenden Zutaten wie Kälberhaare und Quark aus dem Supermarkt hergestellt“. Die Vorgaben für Fenster, Beschläge und Nägel stellte die ägyptischen Helfer in den ersten Jahren vor besondere Herausforderungen. „Viel Unterstützung haben wir aus der hiesigen Bevölkerung erhalten. So stellte der benachbarte Tischler seine Tischlerei zur Verfügung und unterwies meine Mitbrüder im Tischlerhandwerk, damit wir unsere Fenster selber herstellen konnten“.

In der koptisch-orthodoxen Kirche gibt es sowohl verheiratete Priester mit Familie als auch sogenannte Mönchspriester, das sind zölibatär lebende Mönche, die die Priesterweihe empfangen haben. Die Frau des Priesters ist als Mutter der Gemeinde hoch angesehen, so darf ein Priester eine erwachsene Frau nur in Anwesenheit seiner Frau taufen.

Mit dem Besuch des Kardinals der Äthiopischen Kopten wurde uns eine besondere Überraschung zuteil. Auch er ist ein so unkomplizierter und humorvoller freundlicher Kirchenmensch! Nach einem gemeinsamen Mittagessen in lockerer Atmosphäre und einem Gruppenfoto reisten die Besucher und auch wir wieder ab. Magdalene Lange