Flüchtlinge und Anwohner kommen sich näher

400 Menschen folgen dem Aufruf der Malteser zu einem „Band der Solidarität“ in Borgentreich.
Es geht um mehr als nur Symbolik.

Neue Westfälische vom 28. März 2022)
Burkhard Battran

Borgentreich. Die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) bei Borgentreich für Flüchtlinge, die aus Krieg und bitterster Armut hier Zuflucht suchen liegt weit außerhalb. Dabei gehört sie in die Mitte der Gesellschaft. Genau dorthin haben die Borgentreicher sie am Samstag gerückt.

Von der ZUE bis zum Ortsrand von Borgentreich sind es ungefähr 500 Meter. Wenn alle ihre Arme ganz weit ausgestreckt hätten, hätte die Menschenkette tatsächlich die gesamte Strecke überbrückt. Dazu gab es auch Wimpelketten an langen Seilen. Wenn man das alles ganz lang gezogen hätte, die 500 Meter wären sicher voll geworden. Rund 400 Menschen aus Borgentreich und zentralen Unterbringungseinrichtung waren dem Aufruf der Malteser zu einem „Band der Solidarität“ gefolgt.

Überwältigt
Der Malteser Hilfsdienst stellt das Betreuungspersonal für die landeseigene Unterkunftseinrichtung in der der ehemaligen Desenbergkaserne vor den Toren Borgentreichs. „Wir wollen mit dieser Aktion im Rahmen der Wochen gegen Rassismus ein Zeichen für Solidarität mit Geflüchteten setzen und dabei symbolisch und auch ganz konkret zeigen, wie hier in Borgentreich Geflüchtete und Ortsbevölkerung aufeinander zugehen“, erklärte Malteser-Mitarbeiterin und Organisatorin Ellen Sickes-Lange. Gemeinsam mit Kollegin Martina Mlody hatte sie diese Aktion vorbereitet.

Beide waren von der Resonanz überwältigt. „Natürlich waren wir sicher, dass sich viele Menschen beteiligen werden, aber mit so vielen haben wir allerdings nicht gerechnet“, brachte Ellen Sickes-Lange ihre Überraschung zum Ausdruck.

Auch Borgentreichs Bürgermeister Nicolas Aisch war bei der Aktion dabei. „Das ist wirklich eine tolle und sehr gelungene Aktion, die deutlich macht, dass die Menschen gerade auch hier in Borgentreich mit den Geflüchteten in der Nachbarschaft sehr solidarisch zusammenleben“, sagte Aisch.

Willkommen
Bereits seit Wochen waren bei Gemeinschaftsaktionen in der ZUE hunderte Wimpel gemalt worden. Gleichzeitig waren auch in den Schulen und Kindergärten der Orgelstadt und sogar im Altenzentrum kleine Spruchbanner gestaltet worden. „Stoppt Rassismus“, „Schluss mit allen Kriegen“ und immer wieder das „Peace“-Symbol waren auf den nahezu 1.000 Wimpeln abgebildet. Viele Gruppen und Initiativen aus den Borgentreicher Ortschaften hatten sich an der Aktion beteiligt. „Wir müssen als Zivilgesellschaft zeigen, dass wir jeden Krieg ablehnen und die Opfer von Krieg und Rassismus bei uns willkommen sind“, sagte Teilnehmerin Marion (43).

Vorbereitet
Die ZUE-Borgentreich ist aktuell mit rund 500 Geflüchteten nahezu voll belegt. „Wir sind aber gut vorbereitet, wenn noch weitere Menschen zugewiesen würden“, sagte Einrichtungsleiter Lutz Köller. Auch wenn aktuell Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine das Hauptthema ist, rechnet die Orgelstadt nicht mit der Zuweisung ukrainischer Flüchtlinge. „Unsere ZUE ist vor allem auf

Geflüchtete aus afrikanischen und arabischen Ländern spezialisiert, die auch einen anderen Status haben, als die Menschen, die jetzt aus der Ukraine kommen. Aber wir wissen, dass auch in Borgentreich ganz erfreulich viele Privatinitiativen Menschen aus der Ukraine aufgenommen haben“, berichtet Ordnungsamtsleiter Rolf Husemann.

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