Erste koptisch-orthodoxe Novizin in Höxter – Weberhaus in Nieheim wird Nonnenkloster
Feierliche Zeremonie am Freitag mit Priestern und Bischof Anba Damian in Brenkhausen – Eltern reisen aus Berlin an.
(©Westfalen-Blatt vom 11. Februar 2023)
Von Harald Iding
HÖXTER/NIEHEIM (WB). Das hat es im koptisch-orthodoxen Kloster von Höxter-Brenkhausen noch nicht gegeben: Am Freitag ist dort die erste Novizin (Anwärterin) eingekleidet worden. Und es gibt Neuigkeiten für das ehemalige Weberhaus in Nieheim.
In der früheren Bildungsstätte soll ein Nonnenkloster der Kopten gegründet werden, so Bischof Anba Damian gegenüber dieser Zeitung. Dort wird auch die Niederlassung der Novizin sein, die den Ordensnamen „Damiana“ tragen wird. Ihr erster Besuch als Novizin hat das Kloster in Herstelle als Ziel.
In der Benediktinerinnen Abtei vom Heiligen Kreuz Herstelle haben sich die Nonnen bewusst für ein Leben in Gemeinschaft entschieden. Vom Kloster Herstelle ist zu erfahren: „Das Zusammenleben der verschiedenen Generationen, der unterschiedlichsten Charaktere und Temperamente ist jeden Tag aufs Neue bereichernd – aber auch zugleich herausfordernd.“
Derzeit seien es 24 Schwestern, die zu der Benediktinerinnen-Gemeinschaft zählen. Sie gehören zum Klosterverband der „Beuroner Kongregation“. Das Kloster liegt im Bereich der Erzdiözese Paderborn. Der Wechsel von Gebet, Arbeit und geistlicher Lesung prägt ihren Tag. Die Regel, die der heilige Benedikt im 6. Jahrhundert für seine Mönchsgemeinschaft geschrieben habe, gibt den Nonnen auch im 21. Jahrhundert Orientierung für ihr Leben nach dem Evangelium.
Weiteres Nonnenkloster im Kreis Höxter
Zu der Zeremonie am Freitag in Brenkhausen sind die Eltern der Novizin extra aus Berlin angereist, um die Tochter in den ersten Tagen zu begleiten. Neben Bischof Anba Damian nahmen an dem Gottesdienst und der Einkleidung im koptisch-orthodoxen Kloster der Hl. Jungfrau Maria und des Hl. Mauritius auch Mönchserzpriester Bolykarbos El Moharaky, der Mönchspriester Thomas Ava Mina und der Erzpriester Girgis Adly teil.
Aus dem ehemaligen Weberhaus in Nieheim wird nicht nur das neue Nonnenkloster. Bischof Damian: „Dort wird auch eine Residenz Seiner Heiligkeit Papst Tawadros II. sein!“ Er ist der Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhls des heiligen Markus Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche – und damit 118. Papst in der Geschichte der koptisch-orthodoxen Kirche. Tawadros II. wurde am 4. November 2012 durch Losentscheidung, als Nachfolger des verstorbenen Papst Anba Schenouda III, gewählt.
Neue Residenz von Papst Tawadros II.
Im August 2018 hatten die Kopten das Weberhaus in Nieheim erworben. Nach der letzten Nutzung als Zentrale Unterbringungseinheit (ZUE) des Landes Nordrhein-Westfalen für bis zu 180 Flüchtlinge stand der stadtbildprägende Gebäudekomplex komplett lange Zeit leer.
Zunächst war von Bischof Damian eine neue Nutzung als Ausbildungsstätte vorgesehen. Er sagte dieser Zeitung vor fünf Jahren: „Wir wollen hier in Deutschland nicht nur etwas für unsere Akademiker tun, sondern auch Handwerkern aus Ägypten eine Perspektive geben. Sie sollen die Genauigkeit und das Knowhow der Deutschen kennenlernen. Auch Sprachkurse gehören natürlich dazu. Wir freuen uns auf eine Zusammenarbeit mit dem Kolping Bildungswerk, das einen großen Erfahrungsschatz in diesem Bereich hat und uns beratend zur Seite stehen will.“
Zum Hintergrund: Als die Kopten vor 30 Jahren das Kloster Brenkhausen als Ruine für einen symbolischen Preis übernahmen (die Kaufunterzeichnung in Höxter mit dem damaligen Stadtdirektor Anderson als Vertreter der Stadt war am 22. Dezember 1993) und es zu einem beliebten Ausflugsziel sowie renommierten Tagungsort erfolgreich ausbauen konnten, sei der Anfang auch alles andere als leicht gewesen, so Damian. Nun soll in Nieheim ein Kloster entstehen.
Monastisches Erbe im Kulturland
Im Kulturland Kreis Höxter gibt es viele, vor allem historische Klosteranlagen. Es seien lebendige Zeugen des Glaubens und würden für Authentizität, Wertigkeit und für tiefe Spiritualität stehen. Der Kreis wirbt für die vielen Klosterorte: „Sie sind Besichtigungsobjekte, Seminarstätten, Herbergen für Reisende und Pilger, Wallfahrtsstätten oder Hüter einzigartiger Kunstschätze.“
Überhaupt stehe in der Klosterregion Kulturland „das monastische Erbe auf ganz vielschichtige Weise für Besucher und ihre ganz individuellen Bedürfnisse offen“.
Und gefeiert wird schon seit dem vergangenen Jahr ein Glanzlicht der Zeit in der Region: Vor 1200 Jahren ist die ehemalige Benediktinerabtei und heutige Welterbestätte Corvey gegründet worden.