Ein Fest der Sieger
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von Erika Gitt
Am 15. Februar 2015 schockt ein Hinrichtungs-video die westliche Welt: Es zeigt 20 Kopten und einen Ghanaer, die in Libyen vom „Islamischen Staat“ (IS) enthauptet werden – wegen ihres Glaubens. Warum das kein Tag der Trauer ist, hat der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian. IDEA-Redakteurin Erika Gitt berichtet.
Wir werden das Meer mit eurem Blut tränken“: Diese Worte sprach vor zehn Jahren der Anführer der Terroristen nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis. Dann setzten die IS-Kämpfer die Messer an und ermordeten 21 Christen. Für die koptische Kirche ist diese grausame Tat kein Einzelfall. Als eine der weltweit ältesten Kirchen hat sie zahlreiche Verfolgungsphasen erlebt. Das prägt ihr Selbstverständnis bis heute, wie Bischof Anba Damian (Höxter) gleich zu Beginn des Gesprächs betont: „Wir sind eine Märtyrerkirche.“ Der 15. Februar sei zwar der Gedenktag der 21 IS-Opfer, gleichzeitig aber auch der für alle Märtyrer des 2o. und 21. Jahrhunderts, erzählt Damian.
Besondere Vorbilder
Aber trotzdem seien die IS-Opfer ganz besondere Vorbilder: „Ich erwähne sie gerne und oft in meinen Predigten.“ Denn diese 21 Märtyrer zeigten eindrücklich, dass Christen ihrem Herrn auch in der Fremde treu sein können – egal was es kostet: „Dass die Männer keine Theologen, sondern einfache Arbeiter waren, macht es für uns Gläubige in Deutschland so viel greifbarer für den eigenen Alltag.“
Lebendiges Gedenken
Damian hat auch die Gedenkkirche für die 21 Märtyrer im ägyptischen El-Or besucht. In dem Dorf lebten einst 13 der Ermordeten. Der Priester dort könne über fröhliche Alltagserlebnisse aus dem Leben der Männer erzählen – etwa vom gemeinsamen Fußball spielen.
„Wir Kopten sehen den Tod nicht als Verlust, sondern als Sieg. Märtyrer sind für uns Menschen, die ihr Ziel schon erreicht haben“, erklärt er. So denke er mit Stolz an die Ermordeten und habe das auch bei deren Verwandten erlebt. „Wir Kopten begehen nie den Todestag eines solchen Märtyrers. Wir feiern stattdessen sein Leben, das nun im Himmel seine Erfüllung findet.“
„Hass bringt nichts“
Die Frage, ob nicht manchmal auch Zorn oder gar der Wunsch nach Rache aufkommt, verneint Damian entschieden. Die Mutter von einem der getöteten Männer habe einmal gesagt: „Ich bete, dass Gott die Blindheit in den Herzen der Täter heilt.“ Sie habe verstanden, dass die IS-Kämpfer letztendlich selbst Opfer einer absurden Lehre waren, so der Bischof. Auch für ihn sind die Täter „wunderbare Geschöpfe Gottes, die Mitgefühl und Gebet verdienen. Hass bringt nichts.“ Hat der Tod der 21 Märtyrer etwas Positives bewirkt? Er hat, so empfindet es Damian, die koptischen Christen in ihrer Haltung bestätigt, ihr Leben auf die Ewigkeit auszurichten. Und die entsetzliche Tat hat den Blick der Weltöffentlichkeit auf die weiter bestehende Verfolgung von Christen gelenkt.