Brücke vom Orient zum Okzident

Unbekannter Ritus: Eine audiovisuelle Ausstellung im Kopten-Kloster in Brenkhausen versinnbildlicht die gemeinsame Grundlage des Glaubens.

Neue Westfälische vom 29. Januar 2025)
Von Burkhard Battran

Brenkhausen. Es heißt immer, die orthodoxen und orientalischen Kirchen seien eng mit dem Glauben in den evangelischen und katholischen Kirchen verwandt. Wer aber beispielsweise einer koptischen Messe im Kloster in Brenkhausen oder im syrisch orthodoxen Gottesdienst im Kloster St. Sarug in Warburg beiwohnt, dem kommt alles doch sehr fremd und exotisch vor. Abhilfe schafft ein neuer Ausstellungsbereich im koptischen Kloster in Brenkhausen.

„Die multimediale Installation – in deutscher und englischer Sprache – veranschaulicht eindrucksvoll die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten. Einen großen Anteil daran hat das Projekt Leader, welches diese Ausstellung zu 80 Prozent fördert und unterstützt“, sagte Landrat Michael Stickeln zur Eröffnung. Rund 15.000 Euro EU-Mittel sind über das Leader-Projekt des Kreises Höxter in die Konzeption und Umsetzung der Ausstellung geflossen. „Erarbeitet wurde die Multimedia-Präsentation in Kooperation mit der Fakultät für Ägyptologie der Uni Marburg, zu der schon seit vielen Jahren ein sehr gutes Verhältnis besteht“, erklärte Koptenbischof Anba Damian.

Herzstück der Ausstellung ist ein neu geschaffener Multimedia-Raum, der die Flucht der Heiligen Familie historisch und geografisch aufgearbeitet hat. „Einerseits erzählen wir religionsgeschichtliche Grundlagen der Koptischen Kirche. Und auf der anderen Seite regen wir dazu an, sich grundsätzlich mit dem Thema Flucht und Vertreibung auseinanderzusetzen und Parallelen zur Gegenwart herzustellen“, erläutert Diplomtheologe Sebastian Plötzgen, der als Berater für kulturtouristische Inwertsetzung von kirchlichen Immobilien die Umsetzung vor Ort geleitet hat. In Form von Ikonen und Gemälden sei das Thema überall im Kloster präsent, gefehlt habe aber eine grundsätzliche Erläuterung. „Mit dieser Ausstellung schaffen wir eine Brücke von Ägypten in den Kreis Höxter und betonen das gemeinsame christliche Fundament“, sagte Bischof Anba Damian.

Kurz nach Weihnachten trennen sich die christlichen Glaubenswege zwischen Ost und West: Nachdem die Weisen aus dem Morgenland abgereist waren, erschien Josef ein Engel im Traum. Dieser befahl ihm, mit Maria und Jesus nach Ägypten zu fliehen, da König Herodes alle männlichen Babys töten lassen würde. Drei Jahre hielt sich die Heilige Familie deshalb in Ägypten auf, bevor sie nach Israel zurückkehrte. Im westlichen Glaubensleben wird dieses Kapitel weitgehend ausgeblendet, in der orientalischen Kirche ist es ein Eckpfeiler.

Vor 33 Jahren hat die Koptische Kirche das ehemalige historische Benediktinerinnenkloster in Brenkhausen übernommen und zu einer interkulturellen Begegnungsstätte ausgebaut. Unter dem Motto „Von Bethlehem nach Brenkhausen“ sind rund um das koptische Kloster herum noch weitere Projekte geplant. So sollen noch ein Bibelmuseum und ein religionspädagogischer Lernpfad für Kinder entstehen.