Bauherr einer Ruine

25 Jahre Kopten-Kloster: Bischof und Altbürgermeisterin erinnern bei Jubiläumsfeier an Anfänge 1993

Westfalen-Blatt vom 2. / 3. Juni 2018)
Von Sabine Robrecht

B r e n k h a u s e n (WB). Diesen Moment vor 25 Jahren wird der koptische Bischof Anba Damian nie vergessen: »Bürgermeisterin Dorothee Baumgarten übergab mir den symbolischen Schlüssel. Von dem Zeitpunkt an war ich Bauherr einer Ruine.« Welche Erfolgsgeschichte mit dieser Geste begann, ahnte damals niemand. Die Kopten haben die historische Klosteranlage in Brenkhausen aus dem Dornröschenschlaf erweckt.

Mit einer Rückschau auf die Anfänge hat am Freitag das Festwochenende zum 25-jährigen Bestehen des koptisch-orthodoxen Klosters im Schelpedorf begonnen. Zweieinhalb Jahrzehnte nachdem sie den Schlüssel übergeben hatte, blickte die ehemalige Bürgermeisterin Dorothee Baumgarten vor zahlreichen Gästen auf die Anfänge zurück. »Diese Erfolgsgeschichte hätte selbst der kühnste Optimist nicht für möglich gehalten«, bilanzierte sie. Die Klosteranlage sei in jenen Dezembertagen 1993 in einem jammervollen Zustand gewesen. »Türen und Fenster waren zugemauert. Es gab kein Tageslicht und keine Energieversorgung. Es war kalt. Mitten in dem Chaos stand Bischof Damian mit unerschütterlichem Gottvertrauen.«

Zusammen mit tüchtigen Handwerkern aus Ägypten richtete er sich in den erbärmlichen Verhältnissen ein. Dann konnten die Mönche das Wohnhaus und die Tischlerwerkstatt der Eheleute Beine übernehmen. »So entstanden die ersten Fenster und es kam Licht ins Kloster.« Dorothee Baumgarten würdigte in der Rückschau auch den damaligen Stadtdirektor Walther Anderson. Sein Verhandlungsgeschick mit dem Land NRW und der koptischen Kirche habe dazu geführt, dass die anfängliche Skepsis angesichts dieses Klosterprojekts einer zunehmenden Bereitschaft gewichen sei. Der damalige Ortsausschussvorsitzende Ottfried Brand habe den Wert erkannt, der in diesem Kloster liege. Und das Ehepaar Wahba bleibe mit seinem überzeugenden Werben für das Projekt und mit seinem Einsatz für die ägyptischen jungen Leute in Erinnerung. Das Kloster sei heute überregional anerkannt und stehe allen Menschen, die guten Willens sind, offen, so Dorothee Baumgarten.

Dass das Erreichte maßgeblich Bischof Damian zu verdanken sei, hob Höxters Ehrenbürger Klaus Töpfer hervor. »Man trifft ihn überall. Er ist überall engagiert. Dabei ist er nie eine aufgesetzte Person, sondern eine gelebte Person. Das ist der Anfang von Erfolg.« Er habe noch nie einen so faszinierenden Netzwerker kennengelernt wie Bischof Damian. Der Geistliche sei ein Kommunikator, geschickter Verhandler und aufrichtiger Mensch, so Töpfer.

Erinnern müsse immer auch ein Erinnern daran sein, was noch zu tun ist. Getreu dieser Maßgabe gelte es auch die Menschen in den Blick zu nehmen, die zu uns kommen. Ziel müsse sein, die Ursachen für ihre Flucht zu bekämpfen. »Wir müssen Stabilität in den Heimatregionen schaffen.« Das gelte auch für Ägypten – damit die Kopten dort bleiben können. »Dazu brauchen wir Frieden.«

Der Zukunftsoptimismus, mit dem Bischof Damian an die Klosterruine herangegangen sei, sei auch im Hinblick auf die aktuellen Klimaprobleme gefragt. Töpfer verwies auf die Enzyklika »Laudato si« von Papst Franziskus, als er die Verantwortung eines jeden für die Schöpfung anmahnte: »Der Mensch beherrscht nicht die Technik, er verantwortet sie.«

Den früheren Bundesminister zu hören, sei immer ein intellektueller und spiritueller Genuss, brachte Bischof Damian seine Freude über Töpfers Gedanken zum Ausdruck. Der Ehrenbürger verkörpere monastische Tugenden wie Bescheidenheit. Das gelte auch für seine Ehefrau Mechthild Töpfer. »Sie kommt jeden Samstag und unterrichtet unsere Kinder in verschiedenen Fächern«. Am Programm zum 25-Jährigen beteiligt sie sich an diesem Samstag mit einem UNICEF-Kinderspieltag.

Bischof Damian informierte die Festgäste darüber, dass 90 Prozent der Bauarbeiten erledigt sind. »Das ist schon eine Freude. «Der Geistliche versteht das Geschaffene als Gemeinschaftswerk und als Haus Gottes.

Für den Festakt mit CDU/CSUFraktionschef Volker Kauder bildete die Pfarrkirche St. Johannes Baptist den würdigen Rahmen. Kauder nannte Bischof Damian und das gelungene Klosterprojekt in Brenkhausen »einen Glücksfall für unser Vaterland.«