Backtechnik für die Wüstenbäckerei

Café Pammel und Bäckerei Balke spenden Möbel und Backstubeninventar für ägyptisches Kloster in Wadi Natrun
Westfalen-Blatt vom 17. August 2024)
Von Michael Robrecht

HÖXTER/KAIRO (WB)

Im bekannten ägyptischen Kloster Wadi Natrun wird bald eine Originalbäckerei aus Fürstenau und eine Café-Ladentheke aus Höxter aufgebaut.

Fast alle Backstuben-Maschinen der Bäckerei Balke in Fürstenau, aber auch Teile des Inventars der 2023 aufgegebenen Café-Konditorei Pammel aus Höxters Marktstraße hat die koptische Glaubensgemeinschaft aus dem Kloster Brenkhausen erhalten. „Sie wurden geprüft, renoviert und jetzt auf den Seeweg nach Ägypten geschafft“, erzählte Bischof Damian. Dort werden sie im koptischen Mutterkloster Uralt-Maschinen ersetzen, die „schon viele Hundert Jahre alt sind“, wie er berichtete. Handwerker wollen die Maschinen und die Möbel dort bald aufbauen, wenn sie per Schiff einen ägyptischen Hafen erreicht haben, von der Abtei abgeholt wurden und im 100 Kilometer von Kairo entfernt liegenden Koptenkloster mit traditionsreicher Mönchsbäckerei in Wadi Natrun angekommen sind.

Am Montag, 26. August sind die die Bäckereimaschinen, Regale und Öfen der Bäckerei Balke in Fürstenau in einen Seecontainer verladen worden. Und auch die Möbel des bekannten Cafés Pammel in der Marktstraße in Höxter, das 2023 nach Jahrzehnten geschlossen wurde (seit Juli Pizzamanufaktur Pino), wurden in den Container gepackt. Er freue sich, dass das Kloster westlich von Kairo in der Wüste die Möbel bekomme, sagte Bischof Damian dem WB. Herta Pammel, lange mit ihrer Familie Betreiberin des Traditions-Cafés in Höxter, freute sich mit Sohn Lutz, dass für die nicht mehr benötigten Einrichtungsgegenstände eine so sinnvolle Verwendung in einem bekannten Kloster gefunden worden sei. Durch Vermittlung des WB war der Kontakt Pammel-Kopten zustande gekommen. Die Konditorei und die Verkaufstheken und Regale kennen in Höxter tausende von Kunden.

Die Bäckerei Balke in Fürstenau und Brenkhausen schloss am Samstag, 23. Dezember 2023, für immer Filialen und Backstube. Und wenn, wie bei Bäcker Otto Balke in Fürstenau, kein Betriebsnachfolger bereitsteht, verschwindet nach fast 135 Jahren ein weiterer Traditionsbetrieb des Bäckerhandwerks im Kreis Höxter. Der Fürstenauer wollte nun gerne alle Maschinen, das Interieur und die Technik der Backstube dem koptischen Kloster in Wadi Natrun im Westen Ägyptens 100 Kilometer von Kairo entfernt zur Verfügung stellen. Die Klosterbäckerei wird da sofort alles – auch wenn es ältere Maschinen seien – nutzen können: „Die Mönche brauchen nur einen Starkstromanschluss“, sagt Balke.

Bischof Damian aus dem Kloster Brenkhausen organisiere den Transport in den Nahen Osten. Ägyptische Handwerker müssen dann Backöfen, Knetmaschinen, Arbeitstische und weitere Bäckereitechnik aus Fürstenau in den nächsten Monaten aufbauen. „Ich freue mich, dass die in die Jahre gekommene Klosterbäckerei in Ägypten die komplette Backstube aus Fürstenau gut gebrauchen kann“, sagt der Bischof. Otto Balke will sich das später vor Ort in der Wüste alles einmal anschauen. Einige Balke- und Pammel-Kunden auf Ägyptenreise bestimmt auch.

Die Fracht aus Fürstenau und Höxter geht in dieser Woche zum Hamburger Hafen. Ein Containerschiff bringt dann das Material zum Hafen Alexandria. Von dort geht es nach Kairo und weiter in das Wüstenkloster über Sandpisten bei 45 Grad.

Kopten-Klöster im Wadi Natrun

Die Gegend des Wadi Natrun in Ägypten ist seit pharaonischer Zeit besiedelt. Im Wadi Natrun gibt es viele Klöster und Klosterruinen. Einst sollen dort an die 50 Klöster bewohnt gewesen sein. In frühchristlicher Zeit, ab dem 4. Jahrhundert n. Chr., sonderten sich viele Mönche ab, um allein in der Wüste als Eremiten zu leben. Viele Klöster und Eremitagen sind heute verlassen und aufgegeben. Vier sind noch bewohnt und bewirtschaftet. Alle vier Klöster sind koptisch-orthodox.