Ein historischer Moment in Höxters Kaserne

 Der Bundeswehrstandort in Höxter hat nicht nur einen neuen Namen, sondern auch einen neuen Kommandeur.
Und der steht vor etlichen Herausforderungen, denn die Zahl der Soldaten soll wachsen.

Neue Westfälische vom 09. Oktober 2025)
von Ralf T. Mischer

Höxter. Alles anders, sogar der Name: Am Bundeswehrstandort in Höxter ändern sich gerade ganz viele Dinge. Jetzt trägt sie auch hochoffiziell einen neuen Namen – und hat einen neuen Kommandeur: Oberst Michael Lutz trat seinen Dienst in Höxter an. Und taufte den Standort am Mittwoch im Rahmen eines feierlichen Appells um. Seine Herausforderung: Perspektivisch wird die Zahl der Soldaten an der Weser deutlich wachsen.

Regen fällt auf den Appellplatz: Christoph Freiherr von Hammerstein Gesmold (77) schreitet mit dem neuen Kommandeur Michael Lutz (58) auf dem Appellplatz auf ein Objekt zu, das von einem roten Tuch verhüllt ist. Dann ein beherzter Griff von beiden Seiten, das Tuch fällt, der neue Name wird sichtbar: Hammerstein-Equord-Kaserne. Demnächst soll das neue Namensschild seinen Platz am Eingang der Kaserne bekommen.

Wie mehrfach berichtet, hatte die Bundeswehr den Beschluss zur Umbenennung gefasst, weil der Traditionserlass im Jahr 2018 neu gefasst worden war. Tatsächlich hatte der Lokalhistoriker Ernst Würzburger die Bundeswehr schon im selben Jahr erstmals darauf hingewiesen, dass der bisherige Namensgeber, General Weber, zu Lebzeiten Vorsitzender eines militant antirepublikanischen Verbands war. Dieser wollte die Weimarer Demokratie überwinden. Für das Gegenteil steht Kurt von Hammerstein-Equord, wie Lutz herausstellt (die Neue Westfälische berichtete über die Geschichte des Namensgebers). Und er weiß es aus erster Hand: Am Donnerstag vorm Tag der Deutschen Einheit hat er Christoph von Hammerstein Gesmold, den Vorsitzenden des Familienrates der weit verzweigten Hammerstein-Familie, persönlich in Berlin besucht.

Im Gespräch mit der NW bezeichnete von Hammerstein Gesmold, es als „großen Moment für die Familie“, dass die Kaserne den Namen seines Verwandten bekommen soll. Der Familienverband stehe „absolut hinter der Bundeswehr als unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft“.

Zur Zeremonie war auch Johanna Kutter (73), die Enkelin des namensgebenden Generals Kurt von Hammerstein-Equord, angereist. „Mein Vater war das einzige der sieben Kinder, der mit ihm auf die Jagd ging“, erinnert sie sich zurück. Und sie stellte die liberale Tradition ihrer Familie heraus, „man kann denken, was man will, man kann links sein oder rechts sein – es ist in unserer Familie alles schon mal da gewesen“. Für sie war es der erste Besuch in Höxter und der Landschaft des Weserberglandes könne sie eine Menge abgewinnen, betonte die direkte Nachfahrin des Namensgebers noch. Ein weiterer Besuch von ihr und weiteren Familienmitgliedern ist bereits fest eingeplant. Bereits zwei mal in Höxter war der neue Kommandeur, Michael Lutz. 1994 kam er als Zugführer im ABC-Abwehrbataillon 7 nach Höxter, nach Zwischenstationen in Hilden, Homberg/Efze kehrte er 1997 an die Weser zurück, um dann, unter anderem, in Sonthofen eine Verwendung zu finden. Eine Besonderheit ist, dass der bisherige Kommandeur, Michael Mosig, als sein Stellvertreter am Standort bleibt.

Aktuell dienen rund 700 Soldaten in der Kaserne. „Die Strukturen sind so ausgelegt, dass wir mit Personal und Material aufgefüllt werden sollen“, sagt der neue Kommandeur. Das solle „besser heute als morgen“ passieren, sagt er auf die Frage nach dem Zeitplan. Und schiebt hinterher: „Wenn wir 2029 einsatzbereit sein müssen, sind vier Jahre ein Wimpernschlag.“