Hier lässt es sich gut leben
Klostermarkt ist der Höhepunkt der Feierlichkeiten zu 1200 Jahre Brenkhausen
(©Westfalen-Blatt vom 27.06.2022)
Von Ralf Brakemeier
BRENKHAUSEN (WB). Darum ist Brenkhausen besonders lebens- und liebenswert. Am Beginn seiner Festrede ließ Bürgermeister Daniel Hartmann Brenkhäuser verschiedener Generationen zu Wort kommen. Nur eine intakte Dorfgemeinschaft, nur durch das Engagement und das Zusammenspiel von Jung und Alt werde auch die Zukunft für Brenkhausen bewahrt. Der Klostermarkt am Samstag war der Höhepunkt der Feierlichkeiten zu 1200 Jahre Brenkhausen. Das Schelpedorf gehört damit zu den ältesten Ansiedlungen in Norddeutschland, auch wenn, das stellte der Bundestagsabgeordnete Christian Haase in seiner Rede fest, die Besiedlung an dieser Stelle wahrscheinlich bereits wesentlich älter ist. „Schon die alten Sachsen wussten: Hier lässt es sich gut leben“, so Haase.
Im Jahr 822 wurde Brenkhausen im Rahmen der Gründung des Klosters Corvey erstmals urkundlich erwähnt. Schon damals muss es also eine bereits ältere Dorfgemeinschaft gegeben haben. 48 Generationen später, so rechnete Landrat Michael Stickeln aus, könne nun das Jubiläumsfest gefeiert werden. „Zu jeder Zeit in den vergangenen 1200 Jahren“, sagte Stickeln, „gab es Herausforderungen. Heute sind sie anders, aber nicht kleiner geworden.“ In einer Welt, die immer näher zusammenrücke, spielten die Ereignisse auf der Weltbühne eben auch für ein Dorf wie Brenkhausen eine Rolle. Die Übernahme und den Erhalt des Klosters aus dem 13. Jahrhundert durch die koptische Gemeinde nannte Stickeln ein „Geschenk der Geschichte“.
64 Stände rund um das Kloster sorgten für eine einmalige Atmosphäre. Hier gab es für die Besucher viel zu entdecken, zu bestaunen und auch mitzumachen. Kulinarische Köstlichkeiten, alte Handwerkskunst oder auch die Angebote des modernen Lebens in und um Brenkhausen konnten bestaunt oder auch aktiv geteilt werden. Ein Mittelpunkt des bunten Marktes war der Bereich „Mittelalterliches Lagerleben und Schaukämpfe.“ Originalgetreue Kostüme, mittelalterliche Musik oder das, manchmal recht handfeste, Ritterleben lockten zahlreiche Besucher. Schon am Freitag zuvor war das Festwochenende mit einem Rockkonzert im Festzelt vor den Toren des Klosters eröffnet worden. Das Patronatsfest am Sonntag mit Prozession, Aktionen zum Mitmachen und Musik auf historischen Instrumenten in der Pfarrkirche beendete das Festwochenende. Aber auch die weiteren Veranstaltungen in Brenkhausen bis zum Ende des Jahres stehen unter der gemeinsamen Klammer des Dorfjubiläums.
„Heimat hat immer mit Menschen zu tun“, sagte Christian Haase, ebenso wie der ehemalige Landrat Friedhelm Spieker, der ebenfalls zu den Ehrengästen gehörte, selbst einige Jahre Brenkhäuser. Dass Brenkhausen noch heute auf der Karte zu finden ist, sei durchaus nicht selbstverständlich. Nur etwa 30 Prozent der Ortschaften aus dem Mittelalter existierten heute noch, so Haase. Ein Grund dafür, dass Brenkhausen auch 2022 noch ein lebendiges Dorf ist, sei sicherlich das Kloster im Zentrum des Ortes. Dazu gehöre aber auch noch mehr. Christian Haase: „Verbundenheit und Bodenständigkeit zeichnet uns aus.“ Trotz Corona und des Internet-Zeitalters halte das Gemeinschaftsgefühl weiter die Menschen zusammen.
Zu den eingeladenen Ehrengästen im Brenkhäuser Festzelt zählten auch ehemalige Pastore und Lehrer aus Brenkhausen. Sie wurden mit besonders herzlichem Applaus begrüßt. Zum Auftakt der Feierlichkeiten am Samstag war am Spritzenhaus eine Zeitkapsel vergraben worden. Auch eine Ausgabe des WESTFALEN-BLATTES vom Wochenende wurde so für die Nachwelt erhalten.