Höxter zeigt Herz und Solidarität
Zwei Tage im Zeichen der Ukraine-Hilfe: vom Marktplatz-Konzert bis zum Osterfest-Gottesdienst für Flüchtlinge
(©Westfalen-Blatt vom 25.04.2022)
Von Harald Iding
Höxter (WB). Als die rund 90 Akteure der drei heimischen Vereine als großes Blasorchester auf dem Höxteraner Marktplatz den Welthit „Heal the world“ von Michael Jackson anstimmen, liegen sich im Publikum die Schwestern Alona (19) und Alexandra (26) in den Armen. Tränen fließen, Zuhörer im Publikum zeigen Solidarität und gehen spontan nach vorn zu dem glänzenden Horn, an dem ein Spendenschild hängt.
Die beiden jungen Frauen aus der Ukraine haben es geschafft, aus der Hölle des barbarischen Krieges in ihrem Heimatland zu fliehen. Sie haben hier ein sicheres Zuhause gefunden – und neue Freunde, die ihnen zur Seite stehen.
Mit ihrem großartigen Benefizkonzert haben die Akteure der Blasorchester aus Brenkhausen, Bödexen und Stahle am Samstag die Menschen bewegt und zugleich ein starkes Signal an alle Flüchtlinge aus der Ukraine gesetzt.
Über der Musikerschar mit ihrem Dirigenten Johannes Moritz weht an diesem Nachmittag ein Banner in blau-gelben Farben, auf dem in großer Schrift „An alle Menschen in der Ukraine“ zu lesen ist.
Es ist die Botschaft der Musikerinnen und Musiker, die mit ihrem 90-minütigen Konzert in Höxters Innenstadt klar zum Ausdruck bringen: „Wir sind mit unseren Herzen und Gedanken bei Euch. Wir sind für Euch da. Wir helfen!“ Auch eine Friedenstaube ist zu sehen. Näher kann man nicht zusammenrücken und zeigen, dass man den anderen nicht im Stich lässt. Immer wieder werden die Beiträge der Blaskapellen des Kreises mit Beifall belohnt. Auch die Europahymne (Beethovens „Ode an die Freude“) ist zu hören. Schließlich werden die Vereine rund 15 Musikstücke aus ihrem großen Repertoire gespielt haben. Es ist der erste große Auftritt nach der Pandemie-Zwangspause seit August 2021.
Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann zeigte sich als Schirmherr des Konzertes sichtlich gerührt von der Solidarität. „Musik hilft Menschen besser durch Krisen. Dass die Musik auch einen Beitrag im Rahmen der Ukrainehilfe leisten kann, das beweisen uns heute die drei Orchester!“ Dieser Krieg sei nicht irgendwo. Hartmann: „Er passiert direkt vor unserer Haustür. Wir alle wünschen uns nichts sehnlicher als ein Ende der Eskalation und eine friedliche Beilegung des bedrohlichen Krieges. Wir selbst können das Weltgeschehen nicht verändern. Aber wir können Hilfe organisieren. Unzählige Menschen flüchten täglich aus der Ukraine. Es ist für uns alle ein Akt der Menschlichkeit, sie aufzunehmen.“
Die Unterstützung sei auch in Höxter bereits riesengroß. Sowohl staatliche Akteure als auch sehr viele private Initiativen hätten sich schon in vielfältiger Weise engagiert.
Publikum spendet 2300 Euro für Ukraine
Das Benefizkonzert im Herzen der Stadt Höxter, das von den Musikern selbst angestoßen worden ist, stehe auch stellvertretend für die große Hilfsbereitschaft in der Stadt für die Geflüchteten. Am Ende kann sich das Spendenergebnis der drei Vereine (Weserberglandorchester Bödexen, Blaskapelle und Stahler Blasorchester), die am 22. Mai auch bei ihrem beliebten Festival der Blasmusik in der Stadthalle Holzminden zu erleben sein werden, sehen lassen. Wie Rudi Weber aus Stahle auf Anfrage dieser Zeitung am Wochenende sagte, sei die stolze Gesamtsumme von 2300 Euro erzielt worden. Damit soll die Schulmaterialkammer der Diakonie Höxter (Weber: „Die Flüchtlingskinder haben ja nichts mehr“) sowie ukrainische Ärzte unterstützt werden, die von hier aus Hilfslieferungen (Medikamente und weitere wichtige Dinge) in die Ukraine organisieren.
Zum orthodoxen Osterfest organisierte Steinkrug-Wirt Thomas Hackler am Sonntag einen ökumenischen Gottesdienst neben seinem Hotel, in dem derzeit mehrere Ukrainer leben – und ließ zu „ihrem Osterfest“ mit einem Bus weitere Geflüchtete aus Bodenwerder abholen, die er selbst bei einer seiner mutigen Touren aus dem Kriegsgebiet retten konnte.
Kopten-Bischof Anba Damian (Brenkhausen) und Superintendentin Christiane Nadjé-Wirth (Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder) betonten vor am Ende rund 120 Gläubigen: „Christus ist auferstanden. Diese Botschaft verbindet Christen weltweit. Er besiegt die Finsternis und den Tod!“