Loch im Innenhof ist ein Brunnen
Oster-Vorfreude: Ein junger Praktikant aus Norwegen ist vom koptischen Kloster und dem Miteinander begeistert
(©Westfalen-Blatt vom 13.04.2022)
Von Jürgen Drüke
Brenkhausen (WB). Die Glocke soll zum Gottesdienst rufen: Haakon Helling ist etwas nervös, denn er wird an diesem Dienstagmorgen läuten. Der 14-jährige Norweger macht ein Praktikum im koptischen Kloster in Brenkhausen. Kurz vor dem Osterfest herrscht hier Vorfreude auf die Geburt Jesu. Dabei ist das Geheimnis um das große Loch im Innenhof des Klosters gelüftet – es ist ein etwa 300 Jahre alter Brunnen.
„In aller Frühe habe ich bereits das Heilige Brot in der Bäckerei des Klosters mitbacken dürfen“, berichtet der Praktikant. Im Kloster herrsche pures Leben und trotzdem schließe das Gebete und himmlische Ruhe nicht aus. Der junge Norweger aus dem 3500 Einwohner-Ort Sørreisa im Norden seines Heimatlandes genießt die Klostertage kurz vor Ostern. Brenkhausen habe von der Beschaulichkeit sowie den Bergen und Wäldern viel Ähnlichkeit mit seinem Heimatort, der dreieinhalb Autostunden von der nächstgrößeren Stadt, das ist Tromsø, entfernt liegen würde. Deutsche und spanische Klöster habe er bereits besucht. In Norwegen geht Haakon auf eine christliche Privatschule. Seine Oma sei vor 55 Jahren der Liebe wegen aus Norwegen in den Harz gekommen und fühle sich dort sehr wohl. Der Enkel besucht seine Großmutter mehrmals im Jahr. Klar, dass er perfekt norwegisch spricht.
Bis Ostersamstag wird der Junge, Sport sei sein Lieblingsfach, das Klosterleben kennenlernen. Dabei hat Haakon mitbekommen, dass im Innenhof des Klosters vor einigen Tagen ein Brunnen entdeckt worden ist. „Der ist etwa 300 Jahre alt“, berichtet Bischof Anba Damian. „Der Brunnen könnte zum Leben erweckt werden. Das würde gut zur geplanten Gestaltung des Innenhofs passen.“ Haakon Helling weiß inzwischen, dass der Bischof das Kloster vor drei Jahrzehnten für den symbolischen Kaufpreis von damals einer Mark erworben hat. „Bei der Klosterführung am ersten Tag habe ich auf den Fotos gesehen, dass das hier eine Ruine war. Unglaublich, was hier geleistet worden ist“.
Ende April sollen die Arbeiten für die Gestaltung des Klostergartens vor dem Kloster beginnen. „Hier entsteht mit Fördermitteln etwas ganz Großes. Der Garten und das Kloster werden die Touristen anziehen“, ist der Bischof von den Planungen überzeugt. Der Platz vor der Markus-Klause, die an das Kloster grenzt, wird bereits neugestaltet. „Wir werden im nächsten Schritt das Restaurant und das Hotel vergrößern“, berichtet Damian. Eine alte Garage sei im Zuge der Arbeiten abgerissen worden. „Nun besitzen die Gäste freien Blick auf die Kirche St. Johannes Baptist und das Kloster“, stellt der Bischof heraus.
Haakon Helling findet das alles sehr aufregend. Nachdem er geläutet hat, finden sich die Teilnehmer in der koptischen Kapelle ein. Archimandrit Dr. Abraham Thiermeyer aus dem Bistum Eichstätt und Gründer des Collegium Orientale, ist ebenfalls einige Tage zu Gast. Die koptischen Christen und ihre Gäste beten in den 70 Minuten für den Frieden. „Möge der schreckliche Krieg in der Ukraine ein Ende haben“, sagt Dr. Abraham Thiermeyer, der 132.000 Euro für die unter dem schrecklichen Krieg leidenden Menschen in Odessa und Donezk gesammelt hat. Für die Flüchtlinge aus der Ukraine haben wiederum die Kopten aus Brenkhausen zahlreiche Sachspenden zur Verfügung gestellt. Dr. Abraham Thiermeyer steht für die Ökumene. „Bischof Damian und ich sind gute Freunde“, stellt der Mann aus Bayern heraus. Beten, besinnen und anpacken – in Brenkhausen bereiten sie sich auf Ostern vor. Haakon Helling genießt die Tage: „Ich möchte helfen, wo ich kann. Wenn ich zurück in Norwegen bin, kann ich so viel Gutes berichten. Von seiner ersten Gottesdienst-Teilnahme am Dienstagmorgen war der Gast beeindruckt: „Die 70 Minuten waren kurzweilig. Meine Vorfreude auf Ostern wächst in Brenkhausen.“